Meet me in Ireland – Kapitel 11

Orla legte gerade das Geschirrtuch weg, als die Erkenntnis sie wie ein Schlag traf. Ronan würde auch im Seaglass Cottage übernachten. Darüber hatte sie bisher noch überhaupt nicht nachgedacht.

Gemeinsam hatten sie die Jugendlichen nach ihrem Strandbesuch in Empfang genommen und waren noch einmal zur Werkstatt gefahren, die Brendan so aufgeräumt hatte, dass wirklich kein einziger Fleck mehr zu sehen war. Dann waren sie zum Seaglass Cottage gefahren. Es war schon früher Abend gewesen. Sie hatten sich gleich an die Zimmeraufteilung gemacht und danach zusammen gekocht.

Orla war beeindruckt gewesen von Ronans ruhiger Art und wie er die Aufgaben verteilt hatte. Orla hatte hauptsächlich gekocht, denn Shane hatte ihr aufgetragen, dass sie das tun sollte. 

Doch Ronan hatte den Jugendlichen unterschiedliche Aufgaben zugewiesen und ihnen gesagt, dass sie Zwiebeln schneiden sollten, den Tisch decken, und die Nudeln umrühren sollten. Er selber auch mit angefasst, und als er sehr professionell Tomaten gehäutet hatte, war Orla klar, dass er Erfahrung in der Küche hatte. Vermutlich hatte er viele Jahre allein gewohnt und war es gewohnt zu kochen.

Auch hier hatte er schon darauf geachtet, dass alle sich so korrekt verhielten, dass niemand gefährdet wurde. 

Er hatte einem der Mädchen gezeigt, dass man das Messer immer nach unten hielt, und dem anderen Jungen, dass er das Nudelwasser korrekt abgoss, ohne sich selbst oder jemand anderen zu verbrennen. 

Und die Jugendlichen hatten es einfach akzeptiert. Ronan hatte diese natürliche Autorität. Aber trotzdem hatte er diese ernste Ruhe, die sich auf die Jugendlichen übertrug. So etwas hatte Orla noch nie bei einem anderen Projektleiter erlebt, aber es war angenehm. Sie hätte sich daran gewöhnen können.

Beim Essen hatten sie erzählt, und wieder war Orla beeindruckt von Ronan gewesen wie viel er aus den wortkargen Teilnehmern rausbekommen hatte. 

Die vier Jungs hatten sich vorgestellt als A, B, C und D. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie herausgefunden hatten, dass ihre Namen mit diesen Anfangsbuchstaben begannen und dass sie ihre Namen als zu kompliziert erachteten. Benny ging ja noch, obwohl er eigentlich Benevolian hieß. Die anderen hießen Aodhan, Caius und Diarmuid waren durchaus ungewöhnliche Namen. Und es war etwas schwerer, sie sich zu merken. Die Jugendlichen hatten es abgetan und erklärt, man könnte sie einfach A, B, C und D nennen. Doch Ronan hatte darauf bestanden, die Namen zu lernen und sie auch damit immer wieder angesprochen. Und es hatte etwas mit den vier Jungs gemacht. Sie waren beeindruckt, fühlten sich gesehen.

Orla hatte das Gefühl, dass Ronan Diarmuid besonders aufmerksam beobachtete, so als ob er sich Sorgen um ihn machte oder irgendetwas an ihm seine Aufmerksamkeit erregte. Dabei konnte Orla noch nicht einmal genau sagen, was es war. Aber vielleicht würde sie es in den nächsten Tagen herausfinden. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein.

Jetzt war das Geschirr abgewaschen, und die Jugendlichen hatten sich auf ihre Zimmer zurückgezogen. Die zwei Mädchen, Nessa und Skye, waren in einem Zimmer, und die Jungs waren jeweils zu zweit auch in einem Zimmer. 

Orla konnte sie oben noch poltern hören. Sie packten ihre Taschen aus. Die sechs waren nicht sehr gesprächig. Das war oft so bei Jugendlichen. Sie kannten sich untereinander zum Teil schon, beäugten sich aber trotzdem misstrauisch. Aber sie würden in den nächsten Wochen in diesem Projekt zusammenwachsen. Das war immer so und hier noch mehr, weil sie so weit von Dublin entfernt waren.

Das Gute war, dass sie sich alle freiwillig dafür gemeldet hatten. Orla ahnte, dass einige von ihnen einfach nur aus Dublin rauskommen wollten, weil es bei ihren Familien so schrecklich war. 

Und ein paar Wochen in einem kleinen Ort zu wohnen erschien vielen vielleicht wie eine kleine Flucht oder wie ein Urlaub, den einige von ihnen noch nie in ihrem Leben gemacht hatten. 

Aber Orla hatte das Gefühl, dass sie alle gute Kinder waren. Zumindest waren sie in ihrem Herzen gut, auch wenn sie sich vielleicht nicht immer korrekt verhalten hatten in ihrem Leben. Wenigstens war noch keiner von ihnen bisher straffällig geworden. Das war Orla wichtig gewesen, denn sie wusste nicht, ob sie damit gut umgehen könnte, wenn jemand hier etwas Verbotenes machte.

Sie war froh darüber, dass Emerald Cliffs überhaupt ja gesagt hatte. Zuerst hatten sie einen anderen Ort angefragt. Die Bewohner hatten sich dagegen gewehrt. Und dann hatte ganz spontan Emerald Cliffs zugesagt. Und das hier war perfekt. Das Seaglass Cottage, die Werkstatt und auch, dass jemand wie Ronan sie unterstützte, der so erfahren war.

Aber jetzt stand sie einem Problem gegenüber. Ronan würde auch im Seaglass Cottage schlafen. Bei Shane hatte ihr das nichts ausgemacht. Sie kabbelten sich öfter mal um das bessere Büro, den schöneren Arbeitsplatz oder wer zuerst essen gehen durfte. Aber er war eher wie ein Bruder für sie. 

Doch die Zimmer der beiden Projektleiter lagen sehr dicht beieinander. Nebeneinander, um genau zu sein. Und irgendwie war es anders, wenn Orla wusste, dass Ronan auf der anderen Seite der Wand in seinem Bett lag und nicht Shane. Das machte etwas mit ihr. Ihr Herz klopfte schneller bei dem Gedanken.

Sie wusch das Glas noch einmal ab, das sie gerade schon abgewaschen hatte, einfach nur um etwas zu tun zu haben. Denn sie musste darüber nachdenken. Was sie jetzt tun sollte. 

Aber ihr war klar, dass sie gar nichts tun konnte, denn Ronan musste hier schlafen. Schließlich hatten sie vier Jungs im Projekt. Da war es Pflicht, dass eine männliche Aufsichtsperson da war. Sie konnte ihn also nicht einfach fortschicken. Und irgendwie wollte sie das auch nicht. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie würde schlafen können.

Warum hatte sie darüber vorher noch nicht nachgedacht? Vermutlich, weil sie in dem Moment, als Ronan im Auto angeboten hatte, dass er als zweiter Projektleiter aushelfen könnte, vollkommen überwältigt gewesen war. 

Nicht nur von dem Schock, dass Shane sich verletzt hatte, sondern vor allem davon, dass sie das Projekt alleine leiten musste. Und sie war so unglaublich dankbar gewesen, dass sie gar nicht weiter gedacht hatte. 

Sie atmete tief durch. Auch das würde sie schaffen. Sie hatte schon ganz andere Dinge in ihrem Leben gemeistert.

Hinter sich hörte sie ein Geräusch. Und sie wusste, dass Ronan in die Küche getreten war, bevor er auch nur ein Wort sagte.

“Ist oben alles ruhig?”, fragte sie, ohne sich umzublicken.

“Ja. Aodhan und Benny haben noch mal Zimmer getauscht, aber ich denke, so passt es jetzt.”

“Ich glaube, sie mögen das Cottage. Es ist ja auch wunderschön”, sagte Orla. “Ich hab mich hier die letzten Nächte sehr wohl gefühlt. Da fällt mir ein”, sagte sie, “ich muss noch Shanes Sachen zusammenpacken. Soll ich ihm die ins Krankenhaus schicken?”

Der Anruf war vor einer Stunde gekommen. Shane hatte sich sogar selbst gemeldet. Sie hatten seine Hand operiert, und die Ärzte meinten, dass er wieder ganz gesund werden würde. 

Das war gut und eine große Erleichterung. Shane hatte noch etwas erschöpft von der Narkose geklungen, aber er hatte sich bei Orla bedankt und dafür entschuldigt, dass er sie mit dem Projekt allein gelassen hatte. Er war kein schlechter Kerl, nur manchmal schoss er etwas übers Ziel hinaus.

“Das kann ich auch machen”, bot Ronan an. 

“Musst du denn noch deine Sachen holen?”, fragte sie.

“Wenn es dir nichts ausmacht”, erwiderte er. “Ich hab vorhin nicht daran gedacht, noch zu Hause vorbei zu fahren.”

Orla lächelte und spülte das Glas noch einmal aus. „Ich glaub, wir haben an einiges nicht gedacht. Es war ja auch ein ungewöhnlicher Nachmittag.“  Sie trocknete das Glas ab. “Fahr ruhig. Dann pack ich in der Zeit Shanes Sachen zusammen und bereite das Zimmer für dich vor.”

“Du musst es nicht für mich vorbereiten”, sagte er.

“Doch, ich finde schon. Denn ich bin immer noch sehr dankbar.”

Er seufzte leise. „Können wir das mit der Dankbarkeit jetzt mal lassen? Wir sind einfach zusammen die Projektleiter, und das passt schon.”

Orla drehte sich um und lächelte ihn an. „Alles klar. Keine Dankbarkeit mehr für dich.“ Es war sonderbar, ihn hier in der Küche zu haben und mit ihm allein zu sein. 

Er sah so gut aus mit seinen dunklen Haaren und diesen grauen Augen. Sie hätte ihn stundenlang anschauen können. Das hatte sie auch schon getan, heimlich in der Werkstatt, während er gearbeitet hatte. Sie wusste, dass sie eine Schwärmerei für Ronan entwickelt hatte, vielleicht sogar schon etwas mehr. Er war nun einmal ein toller Mann. Wer konnte es ihr verdenken?

Ronan holte seinen Autoschlüssel aus der Tasche seiner Arbeitshose. „Okay, dann mache ich mich jetzt eben auf den Weg. Wenn was ist, ruf mich an. Meine Nummer hast du jetzt ja.”

Er lächelte, und Orla fiel auf, dass er an diesem Tag häufig gelächelt hatte. An dem Tag, an dem alles drunter und drüber ging und die schlimmsten Sachen passierten, lächelte Ronan sie so oft an wie in der vergangenen Woche zusammen nicht. 

Aber sie mochte es. Sie mochte es sehr, wie er sie anschaute. Es war vertraut, so, als ob sie ein Geheimnis teilten. Und irgendwie taten sie das ja auch. Sie hatte in seinen Armen geweint, und sie hatte ihn dabei beobachtet, wie er mit einem Otter spielte. Das war schon etwas Besonderes.

Auch er schaute sie lange an, als ob er etwas überlegte. Dann nickte er. “Ich bin in zehn Minuten wieder da. Ich wohne nicht weit von hier.”

Orla ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sein Haus gern sehen wollte. Wo wohnte er wohl? Wie sah es bei ihm aus? Ob er alle Möbel in seiner Wohnung selbst gebaut hatte?

Er wandte sich zur Tür. „Übrigens, das Essen war echt lecker. Das Rezept kannst du mir mal geben.”

Orla lächelte stolz. “Es ist von meiner Nachbarin aus den USA. Sie hat manchmal für uns gekocht, wenn meine Mutter nicht konnte.” Sie biss sich auf die Lippe bei der Erinnerung.

Ronan schaute sie verständnisvoll an. “Marion hat auch einige Rezepte, die ich in Ehren halte, weil es mir in dem Moment so gut getan hat.”

Ihr Atem stockte, als Ronan das sagte. Er hatte noch nie erwähnt, dass er eine schwierige Jugend oder Kindheit gehabt hatte, aber sie fühlte einfach, dass es etwas war, was sie verband. Marion hatte sich also um ihn gekümmert. Das passte ja auch, denn Patrick, dem die Werkstatt gehört und bei dem Ronan anscheinend gelernt hatte, war Marions Mann gewesen. Anscheinend hatten sie sich gemeinsam um ihn gekümmert. Das passte auch zu ihrem Verhältnis. Zu gern hätte sie mehr gewusst, aber sie wollte nicht fragen und neugierig wirken. Er würde ihr davon berichten, wenn er soweit war.

Er verabschiedete sich und ging aus dem Haus. Orla beeilte sich, Shanes Sachen zusammenzupacken. Er hatte sich überall im Zimmer ausgebreitet, und sie fragte sich, wie es überhaupt möglich war, dass jemand an einem Abend so viel Unordnung verbreiten konnte. 

Ein bisschen peinlich war es ihr auch, als sie seine Unterhose in eine Tasche stopfte, aber sie wollte sich nicht beklagen. Es ging ihm jetzt definitiv schlechter als ihr.

Sie packte seine Tasche und den Koffer zusammen und stellte alles ins Esszimmer an die Wand. Dann schaute sie sich um und ließ die Finger noch einmal über den wunderschönen Tisch gleiten, an dem sie vorhin zusammen gegessen hatten. Das Holz fühlte sich warm und lebendig an unter ihren Fingerspitzen. 

Beim Essen hatte sie beobachtet, wie Ronan mehrmals die Hände über das Holz hatte gleiten lassen, so wie sie es am ersten Tag getan hatte. Er mochte seinen Tisch und das war schön zu sehen. Es war sowieso faszinierend, seine Hände anzuschauen. Sie erinnerte sich daran, wie er ihr vorhin, als sie geweint hatte, sanft über den Rücken gestrichen hatte, mit eben diesen großen Händen, die es gewohnt waren zu arbeiten.

Es dauerte tatsächlich nur zehn Minuten, bis Ronan wieder da war. Er trug eine kleine Sporttasche über der Schulter.

“Das ist alles, was du brauchst?”, fragte Orla. Sie hatte im Esszimmer noch drei Gläser gefunden, die niemand abgeräumt hatte und spülte die noch ab.

Ronan hob die Schultern. “Ich kann ja jederzeit nach Hause gehen und Sachen holen und Wäsche waschen. Übrigens, wenn du auch mal Wäsche waschen musst, kannst du das auch gern bei mir machen.”

„Danke”, sagte Orla. „Ich werde darauf zurückkommen.”

Es gab natürlich eine Waschmaschine hier im Haus, aber irgendwie fand sie es trotzdem niedlich, dass er ihr das anbot, und vielleicht würde sie das wirklich als Gelegenheit nutzen, sich sein Haus mal anzuschauen. 

Sie als Grafikdesignerin bewertete die Menschen oft danach, wie ihre Wohnung aussah. Bei einem Möbeltischlern war sie noch nie zuhause gewesen, vor allem bei niemandem, der so viel Liebe und Gefühl in seine Möbelstücke legte.

„Ich muss übrigens das Bett noch neu beziehen. Ich habe zwar eben Sachen zusammengepackt, aber ich habe noch keine neuen Bettlaken gefunden.”

“Kein Problem”, sagte Ronan. “Ich hab welche mitgebracht von zu Hause.”

Erstaunt schaute Orla ihn an. Er dachte wirklich an alles. Sie mochte es, dass er so vorausdachte. Sie wischte ihre Hände am Geschirrtuch ab, nahm das letzte Glas und wollte es ins Regal stellen. Doch die unteren Bretter waren schon voll und sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um es auf das obere Regal zu bekommen.

Plötzlich spürte sie, wie er hinter ihr stand und ihr das Glas aus der Hand nahm. Vorsichtig stellte er es ab. Sie war sich seiner Nähe sehr bewusst. Er stand dicht hinter ihr, und sie konnte die Wärme seines Körpers fühlen, so wie vorhin in der Bucht, als sie sich an ihn geschmiegt hatte. 

Er roch immer noch so gut. Ihr wurde schwindelig von seiner Nähe. Sie fragte sich, ob er zu Hause möglicherweise geduscht hatte, denn er roch so frisch und gleichzeitig würzig, aber vielleicht war das auch nur die Meeresluft von draußen.

Sie holte Luft. Er stand immer noch ganz dicht hinter ihr. Er hätte sich schon längst wegdrehen können, aber er tat es nicht, und sie fragte sich, was er wohl fühlte. 

Ob sie auch gut roch? Sie widerstand dem Drang, an sich selbst zu schnüffeln, denn sie hatte den ganzen Tag gearbeitet, und vermutlich roch sie nicht sehr gut. Das war peinlich, und sie versuchte, den Gedanken wegzuschieben. Aber wenn es ihm nicht gefallen würde, dann würde er doch ein Stück wegtreten, oder nicht?

„Danke”, sagte sie leise und hoffte, dass er stehen bleiben würde. Und gleichzeitig wusste sie, dass sie etwas tun musste, sonst würde die Situation sonderbar werden. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und drehte sich zu ihm um.

Er stand so dicht vor ihr, dass sie die Stirn auf seine Brust hätte legen können, wenn sie den Kopf ein wenig nach vorn gebeugt hätte. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute ihn an. Er erwiderte ihren Blick ruhig, aber auch sie konnte die Frage in seinen Augen sehen. Er überlegte auch, was das hier war, und irgendwie mochte sie es, dass sie sich anscheinend beide diese Frage stellten.

Er atmete tief durch und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. Wieder lief ihr ein wohliger Schauer über den ganzen Körper. Es war eine so zärtliche und romantische Geste.

„Wir sollten das nicht tun”, sagte er, doch bewegte er sich nicht von ihr weg.

Orla nickte langsam, doch auch sie blieb stehen und schaute ihn weiter an.

„Ich bin einfach sehr dankbar, dass du hier bist.”

Ein leichtes Lächeln zog seinen Mundwinkel nach oben. „Wir wollten das doch mit dem Dankbarsein lassen”, sagte er. Seine Stimme klang ein wenig rau.

„Nein, ich meine jetzt, in diesem Moment, dass du für mich da bist”, sagte sie. Ihr Herz schlug so laut, dass sie sich fragte, ob er es hören konnte. Sie wollte, dass er sie küsste. Unwillkürlich leckte sie sich über die Unterlippe, und sie sah, wie sein Blick dorthin wanderte. Dann schaute er ihr wieder in die Augen.

„Ich glaube, ich sollte mein Bett beziehen gehen”, sagte er.

Orla nickte, und gleichzeitig legte sie ihm eine Hand auf die Hüfte, weil sie nicht wollte, dass er ging, und sie hoffte, dass er dieses Zeichen verstand. Zum Glück tat er es. Er strich ihr noch eine Strähne hinter das andere Ohr, und dieses Mal ließ er seine Hand ein bisschen weiter ihren Hals hinab wandern. Seine Finger glitten sanft über die empfindliche Haut an ihrem Hals. 

Ihr Atem wurde flacher. Er beugte sich zu ihr und wollte gerade seine Lippen auf ihre legen, als sie ein Geräusch an der Treppe hörte.

Eine Treppenstufe knarrte. Ronan musste es ebenfalls gehört haben, denn er trat zurück und ließ sie los. Orla wandte sich um und sah, dass Diarmuid in der Tür stand und sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.

„Sorry”, sagte er. „Ich wollte nicht stören.” Er trat einen Schritt zurück.

„Tust du nicht”, sagte sie schnell. Sie überlegte, ob sie ihm erklären sollte, dass Ronan ihr nur geholfen hatte, das Glas ins Regal zu stellen. Aber dann wurde ihr klar, dass sie dem Jugendlichen keine Erklärung schuldig war. Es ging ihn nichts an, was zwischen ihr und Ronan passierte, und eigentlich war es ja auch überhaupt nicht verboten, wenn sie was mit ihm anfing.

Ronan verschränkte die Arme und lehnte sich an die Arbeitsplatte. „Kann ich was für dich tun?”, fragte er, und Diarmuid schüttelte den Kopf.

„Hatte nur Durst und oben ist nichts zu trinken.”

„Aber ich hatte doch jedem von euch zwei Flaschen Wasser hingestellt”, sagte Orla.

Diarmuid hob die Schultern. „Benny hat alle gebunkert und ich brauch noch mehr.” Er ging zum Wasserhahn, nahm ein Glas aus dem Regal und füllte es bis zum Rand. Sein Blick wanderte von Orla zu Ronan und wieder zurück. „Schönen Abend noch”, sagte er, und dann verschwand er wieder.

Orla atmete tief aus, als sie seine Schritte auf der Treppe verklingen hörte. „Das war knapp”, sagte sie. Sie schaute zu Ronan, der die Spitzen seiner Stiefel studierte. Schließlich nickte er.

„Ja, vielleicht ist es besser so”, sagte er. „Es macht alles nur komplizierter.“ Er blickte auf und lächelte ein wenig schief. „Schlaf gut, Orla, und sag mir Bescheid, wenn du was brauchst.”

Und dann ging er aus der Küche.

Orla schaute ihm nach, und sie war sich sicher, dass sie anderer Meinung war. Es war nicht besser so, dass Diarmuid reingekommen war. 

Ihre Lippen kribbbelten noch von der Fast-Berührung. Sie hätte ihn so gern geküsst. Aber man konnte keinen Mann zu seinem Glück zwingen, und vielleicht war es für das Projekt auch wirklich besser, wenn sie nichts mit ihm anfing. Es wäre ja sowieso nur für die Zeit, in der sie hier war und das würde alles nur verkomplizieren.

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6 Gedanken zu „Meet me in Ireland – Kapitel 11“

  1. Puh, wieder so spannend. Es knistert ganz schön zwischen den beiden 🥰
    Mir gefallen die ABCD Jungs. Lustig, mein Mann heißt Caius. Das ist wirklich ein sehr seltener Name, vor allem in der Schreibweise.
    Freue mich auf die weiteren Kapitel.

  2. Ursula Schrader

    Liebe Julia,
    danke für die beiden Kapitel. Sie sind wieder spannend und ich freue mich auf die nächsten beiden Kapitel.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Ursula

  3. Eva-Maria Rost

    Liebe Julia,
    lesen und die Zeit vergessen. Genau so mag ich es. Abtauchen, fast dabei sein und dann leider wieder auftauchen 😉 Danke
    Liebe Grüße Eva

  4. Ich kann gar nicht mehr abschalten. Die ganze Woche überlege ich, was die Jugendlichen herstellen sollen. Vlt. Kommt ja auch nocheinmal ein Kapitel über den Otter.
    Die A, B,C,D Namen sind lustig.
    Ich freue mich auf die Fortsetzung!

  5. Gaby sunshine

    Gleich von Anfang an schon wieder sooo spannend – habe heute erst begonnen, zu lesen und alle Kapitel hintereinander weg gelesen, weil ich wieder nicht aufhören konnte.
    Gewissermaßen bin ich fast schon froh, dass ich nun eine Zwangspause habe, ich würd auch diese Geschichte nicht freiwillig unterbrechen.
    Was die Jungs und Mädels wohl so mitbringen? Und wie werden sich die Jugendlichen in der Werkstatt anstellen?
    Und irgendwie war ich froh, dass Shane nur so kurz da war, er hat Orla da schon richtig ausgenutzt, nicht so schön von ihm.
    Ich bin schon ganz gespannt, wie es weitergeht.

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