Meet me in Ireland – Kapitel 8

Regen prasselte auf das Dach, als Ronan den Schrank abschloss, in dem sie die gefährlichen Werkzeuge untergebracht hatten, damit die Jugendlichen damit keinen Unsinn anstellen konnten. Es war gemütlich hier drinnen.

Er wandte sich um und schaute zu Orla, die an der Werkbank stand und die Kisten beschriftete, in denen die Jugendlichen ihre persönlichen Sachen für den Tag aufbewahren konnten und in denen sie abends ihre Schutzbrillen und Handschuhe ablegen würden.

Die Werkstatt war anders geworden in den letzten Tagen. Sie hatten sie wieder mit Leben gefüllt. Es wirkte ganz anders als in der Zeit, in der er hier mit Patrick gearbeitet hatte. Nicht besser, aber auch nicht schlechter. Nur anders. 

Orla hatte dem Raum ihren Stempel aufgedrückt, und Ronan stellte fest, dass er es mochte. Alles hatte eine leicht weibliche Note bekommen. Dabei hatte sie keine bunten Gardinen am Fenster aufgehängt oder dergleichen. Aber sie hatte Schubladen beschriftet in ihrer ausgesprochen schönen, geschwungenen Handschrift. Sie hatte die alles mögliche neu sortiert und arrangiert. Ein paar Mal hatte er eingreifen müssen, da sie nicht wusste, dass es bei der Arbeit andere Abläufe gab, wie man die Dinge brauchte. Aber sie hatte alle Vorschläge und Tipps dankbar angenommen. Das mochte er an ihr. Sie bestand nie darauf, etwas so zu machen, wie sie es vorgeschlagen hatte. Es war angenehm mit ihr zusammenzuarbeiten.

In den vergangenen Tagen hatte er viel mehr Zeit in dieser Werkstatt verbracht als in seiner eigenen. Das war nicht geplant gewesen. Und trotzdem machte es ihm nichts aus. Es hatte sich fast eine Routine zwischen ihnen eingependelt, die er beruhigend fand. 

Seit sie vor ein paar Tagen die Sperrholzplatte zugeschnitten hatten, waren sie sich irgendwie nähergekommen. Diese Nähe war geblieben, hatte sich aber nicht weiter vertieft. Und er wusste nicht, ob er darüber enttäuscht sein sollte oder froh. Vermutlich wäre es nicht klug, Orla noch näher an sich heranzulassen.

Morgen würden die Jugendlichen eintreffen. Er merkte, dass er langsam gespannt auf sie war. Auch wenn er es bevorzugt hätte, diesen Raum, den er jetzt Orla teilte, nicht für andere öffnen zu müssen. Aber so war es nun einmal. Man konnte nicht immer im Leben haben, was man wollte. Vermutlich wäre es das Beste, wenn er sich ab morgen wieder in seine Werkstatt zurückzog und das nächste Projekt anfing, sobald er die Sicherheitseinweisung hier gegeben hatte.

Sie befestigte das letzte Schild an einer der Kisten und schaute auf. Ihre Blicke kreuzten sich und sie lächelte.

“Bist du auch fertig?” fragte sie.

Er nickte. “Ja, alles verstaut.”

Sie schaute sich um. “Ich finde, es ist richtig schön geworden. Ich bin gespannt, was sie morgen sagen.”

“Ich auch,” sagte Ronan und wunderte sich über sich selbst.

Orla biss sich auf die Lippe und stellte die Kiste ins Regal. “Ich fürchte, dann haben wir den Nachmittag frei,” sagte sie. “Es sei denn, ich liege falsch?”

“Nein,” sagte Ronan. “Wir könnten noch zum Baumarkt fahren und die letzten Werkzeuge besorgen.”

“Die brauchen wir aber noch nicht gleich morgen oder übermorgen, oder?“

“Nein. Die sind erst für in ein paar Tagen, wenn nicht sogar Wochen. Kommt auch drauf an, was die Jugendlichen bauen wollen.”

“Dann machen wir den Trip zum Baumarkt ein bisschen später,” entschied Orla.

Sie schwieg einen Moment. Er konnte ihr ansehen, dass sie noch etwas sagen wollte. Also schwieg auch er und beschäftigte seine Hände mit der unnötigen Aufgabe, die Kiste mit den Handschuhen zu sortieren.

Schließlich holte sie tief Luft. “Glaubst du, dass der Otter auch nachmittags am Strand ist?” fragte sie.

Er drehte sich zu ihr um. “Der Otter?“ fragte er. Sie hatten bei ihren Zusammentreffen nie wieder über ihre erste Begegnung am Strand gesprochen.

Sie lächelte und wirkte etwas verlegen. “Ich weiß, dass ich damals eigentlich ja gar nichts gesehen habe. Aber jetzt kennen wir uns ein bisschen besser, und ich habe mich ein wenig über Otter informiert. Ich hab mir bei YouTube Videos angeschaut,” gab sie zu. “Sie sind echt faszinierende Tiere. Und anscheinend hast du dich ja mit einem angefreundet. Ich würde ihn gern noch mal sehen. Es muss auch nicht mit dem Bällespiel sein. Aber ich würde ihn gern noch einmal sehen. In echt,” sagte sie. “Aber wenn das zu viel ist und zu nah dran, dann kann ich das auch verstehen. Es ist in Ordnung, wenn du mich da gar nicht dabei haben willst.”

Er schaute wieder auf die Handschuhe und dachte nach. Ja, Bran war sein Geheimnis. Aber Orla kannte es sowieso schon. Und irgendwie fand er es schön, dass sie sich über Otter informiert hatte und ihn noch mal treffen wollte. 

In den vergangenen Tagen hatte er festgestellt, dass Orla nicht sehr erfahren war, was Natur anging. Sie war in einer Stadt aufgewachsen und hatte mit anderen Dingen zu tun gehabt als die Natur zu beobachten. 

Sie stellte die lustigsten Fragen über das Wetter, sowie die Pflanzen und Tiere in Irland. Irgendwie wollte er ihr mehr von seiner Heimat zeigen. Schließlich war sie halb Irin. Sie sollte das Geburtsland ihrer Mutter besser kennenlernen.Und wenn es bedeutete, dass sie einen Nachmittag zusammen am Strand verbringen würden, dann hätte er überhaupt nichts dagegen, stellte er fest.

“Am Nachmittag kommt er eher selten,” sagte er.

Jetzt ärgerte er sich gleich, denn es hörte sich an wie eine Abfuhr. Deswegen fügte er schnell hinzu: “Aber wir können es probieren. Wenn ich Fisch mitnehme, dann merkt er es vielleicht und kommt. Aber eigentlich treffen wir uns immer nur morgens.”

Orlas Augen strahlten. Das fand er so faszinierend an ihr. Man konnte ihr sofort an den blauen Augen ansehen, wenn sie sich freute oder aufgeregt war. “Würdest du das tun? Das wäre fantastisch.“

Er zuckte mit den Schultern. “Klar, wenn du möchtest. Aber ich kann wirklich nicht garantieren, dass er kommt. Er ist sehr scheu.”

“Außer bei dir, oder?” fragte sie und wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab. Er bedauerte fast, dass er ihr vor ein paar Tagen gesagt hatte, dass sie eine lange Hose anziehen und nicht in Shorts und Sandalen in der Werkstatt rumlaufen sollte. So konnte er ihre Beine nicht mehr bewundern.

“Können wir gleich los?” fragte sie.

“Ja,” sagte er. “Und wenn du willst, kannst du möglicherweise auch schwimmen gehen.”

“Schwimmen?” fragte Orla. “Bei dem Wetter? Ich glaub, das ist mir zu kalt.”

“Wenn ich es kann, kannst du es auch,” sagte er und fragte sich, ob das zu herausfordernd war.

Sie zog die Augenbrauen hoch. “Du gehst wirklich schwimmen?”

Das brachte ihn zum Lächeln. „Fast täglich schwimmen.”

“Warst du in den letzten Tagen nochmal morgens bei Bran am Strand?” fragte sie. “Ich meine, bevor wir uns hier in der Werkstatt getroffen haben?”

Er zögerte, dann nickte er. “Zweimal.“

„Hat er wieder mit den Bällen gespielt?“

Wieder nickte Ronan. Er sagte ihr besser nicht, dass er sich geschworen hatte, damit aufzuhören, damit die anderen nichts davon erfuhren.

Orla seufzte. „Er ist anscheinend wirklich fasziniert davon. Habt ihr neue Bälle ausprobiert? Ich fand es faszinierend, dass er anscheinend bestimmte Farben bevorzugt. Warum ist das so?“, fragte sie.

Ronan merkte, dass ihm das Gespräch peinlich zu werden begann. Er schwieg. 

Orla verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. „Ich finde es unglaublich faszinierend, dass er dir so vertraut. Die blauen und pinken Bälle waren schon ganz abgenutzt. Das heißt, du machst das schon lange?“

Er war überrascht, dass sie das so genau beobachtet hatte. Er schüttelte den Kopf. “Nein. Die blauen und pinken habe ich gebraucht gekauft aus einem Onlineshop. Die waren schon ein wenig ramponiert, bevor ich sie mit zum Strand genommen habe. Nur die grünen habe ich neu gekauft.”

Er wusste auch nicht, warum er ihr so viel erzählte. Aber irgendwie mochte er es, dass sie sich dafür interessierte. Und es war auch schön, endlich mal mit jemandem darüber sprechen zu können.

“Sollten wir vielleicht nochmal morgen früh hingehen?” fragte Orla. “Ich meine, falls du das möchtest und Zeit hast?“

Ronan rieb sich über den Nacken. Bevor er antworten konnte, klopfte es an der Tür.

Er runzelte die Stirn. Marion klopfte nie an. Oder zumindest nur kurz und öffnete dann gleich die Tür. Auch die anderen Jungs würden hier einfach reinplatzen. Sie hatten ihm in den letzten Tagen ziemlich oft mit versteckten und nicht ganz so versteckten Andeutungen bei ihrem allabendlichen Werkstatttreffen zu verstehen gegeben, dass sie glaubten, dass zwischen ihm und Orla ein bisschen mehr war, als er zugab. 

Es hatte ihn ziemlich genervt. Die anderen vier würden gerne einfach so reinkommen, in der Hoffnung, dass sie ihn und Orla bei irgendetwas überraschen würden.

“Orla? Bist du da drin?” erklang eine Stimme von draußen. “Ich bin’s.“

Das war nicht die Stimme von einem seiner Freunde. Auf einmal begriff er, dass draußen der andere Projektleiter stand. Ronans Magen zog sich zusammen. Irgendwie hatte er ganz vergessen, dass dieser andere Typ noch aufkreuzen würde.

Orlas Gesicht erhellte sich. “Shane! Komm rein!” rief sie und ging schon zur Tür. Sie blickte kurz zu Ronan. “Sorry. Ich wusste nicht, dass er jetzt schon ankommt. Ich dachte, er ist erst heute Abend hier.“

Ronan nickte und wandte sich wieder dem Schrank zu, um noch einmal zu kontrollieren, ob er alles richtig einsortiert hatte. Er wusste, dass sie nicht mehr zum Strand gehen würden. Das konnte er schon daran hören, wie der Typ ihren Namen gerufen hatte. Dieser Shane würde sehr einnehmend sein. Und anscheinend freute Orla sich, ihn zu sehen. Dann wollte er nicht im Weg stehen.

Die Tür öffnete sich, bevor Orla sie erreicht hatte. Ein großer, schlaksiger Typ, der ein viel zu jugendliches Gesicht hatte und dessen schicke Kleidung nicht zu ihm zu passen schien, trat ein.

“Ha! Da bist du ja!” sagte er. “Dann hat die Lady also doch recht gehabt, dass du hier in der Werkstatt bist. Ich wollte es erst gar nicht glauben. Von außen sieht der Schuppen mir fast ein bisschen baufällig aus.”

Ronan verschränkte grimmig die Arme. Was war das für eine Art, sich hier einzuführen?

Orla schüttelte den Kopf. “Das ist er wirklich nicht,” sagte sie, und es klang fast ein bisschen liebevoll. “Die Werkstatt ist super. Es ist genau das, was wir brauchen.” Sie deutete zum Fenster. “Und schau dir mal bitte diesen Ausblick an.”

Shane schaute sich um, statt zum Fenster zu blicken. Sein Blick blieb an Ronan hängen. Sein Grinsen verbreiterte sich. “Oh, du hast dir schon gleich wieder Hilfe angelacht? War ja klar. Du bist super darin, alle für dich einzuspannen“, sagte er zu Orla und knuffte sie mit dem Ellenbogen in die Seite.

Ronans Irritation verstärkte sich. Was redete der Typ für einen Quatsch?

Orla schüttelte den Kopf. „Ich habe mir niemanden angelacht. Das ist Ronan. Er ist ein ausgezeichneter Möbeltischler, und er hat uns geholfen, die Werkstatt auf Vordermann zu bringen, sodass wir sie überhaupt benutzen können. Alleine hätte ich das nie geschafft.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und legte den Kopf schief. „Und wenn du auch erst einen Tag vor den Jugendlichen anreist, musste ja irgendjemand die Arbeit tun.”

Shane hob kurz die Schultern und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Ich hatte eben noch zu tun. Da bleibt keine Zeit für so etwas. Dafür habe ich doch dich.“ Er zwinkerte ihr zu und Ronan biss die Zähne zusammen. Der Typ war schwer zu ertragen.

Orla schüttelte den Kopf. „Dafür werde ich dir andere Sachen aufs Auge drücken. Darauf kannst du wetten, wenn du mich hier schon so hängen lässt.”

Ronan bewunderte, wie sie mit ihm umging. Sie ließ sich nichts von dem Typen bieten. Trotzdem klang sie nicht scharf oder streng.

“Schon gut, Orlchen,” sagte Shane jetzt. “Ich weiß, dass ich zu spät bin. Aber hey, ich glaube, wir hätten das auch so geschafft.”

Ronan biss die Zähne noch fester zusammen. Orlchen? Das klang fast abwertend. Und natürlich hätten sie das bis morgen nicht mehr geschafft. 

Der Typ setzte ein breites Lächeln auf. Er kam auf Ronan zu und streckte ihm die Hand hin. “Ich bin Shane.”

Einen Moment überlegte Ronan, die Hand nicht zu nehmen. Doch das wäre äußerst unhöflich gewesen, und er wollte dem anderen keine Gelegenheit bieten, ihn anzugreifen. Also schüttelte er die Hand und drückte etwas fester zu, als er normalerweise getan hätte. Tatsächlich zuckte Shane kurz zusammen, offensichtlich war es schmerzhaft. Aber danach lächelte er gleich wieder, während er unauffällig seine Hand ausschüttelte.

“Ich bin Ronan,” sagte er.

“Super, Ronan. Schön, dass du hier ausgeholfen hast. Ich hatte noch was Wichtiges in Dublin zu tun. Aber jetzt bin ich ja da. Ich kann also übernehmen.”

Orla trat zu ihnen. “Ronan wird übermorgen, wenn die Jugendlichen da sind, noch eine Sicherheitseinweisung machen. Als Einführung.”

“Eine Sicherheitseinweisung?” fragte Shane. „Brauchen wir das wirklich?“

“Damit die Jugendlichen hier sicher arbeiten. Immerhin ist das eine echte Werkstatt mit richtigen Werkzeugen. Die scharf sind und spitz,“ sagte Ronan. Er konnte die Verärgerung in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken.

Shane seufzte. „Dann muss das wohl so sein.“

Orla warf ihm einen Blick zu. Er meinte Belustigung in ihrem Blick zu sehen. Dann wandte sie sich an Shane. “Genauso ist es. Ich habe schon viel in den letzten Tagen gelernt, und wir wollen ja nicht, dass irgendjemand zu Schaden kommt. Das weißt du doch selbst am besten. Du hast doch auch eine Automechanikerlehre gemacht.”

Shane wiegte den Kopf hin und her. “Ja, sowas in der Art.”

“Sowas in der Art?” fragte Orla und runzelte die Stirn. “Was meinst du damit? Du hast doch eine Lehre als Automechaniker gemacht. Das hast du zumindest auf dem ersten Projekttreffen erzählt.“

„Das stimmt. Ich hab bei meinem Onkel oft mitgeholfen und habe so viel Zeit in der Werkstatt verbracht.”

Ronan wusste sofort, dass der Typ höchstens mal in der Werkstatt rumgehangen und kluge Sprüche gerissen hatte. Er wirkte nicht so, als ob er wüsste, was in einer Werkstatt passierte. Na großartig, das half auch nicht.

Aber Hauptsache, er konnte gut mit den Jugendlichen umgehen. Das war ja schließlich sein Job.

Kurz überlegte er, ob er sich jetzt doch anbieten sollte, um inhaltlich auszuhelfen. Aber er hatte keine Lust, viel Zeit in der Nähe von diesem Shane zu verbringen. 

Der verschränkte jetzt die Arme und ging langsam durch die Werkstatt. “Das sieht schon echt super aus. Ich denke nur noch ein paar kleine Veränderungen hier und da, und dann ist alles bereit.”

“Was für Veränderungen?” fragte Orla. “Wir haben alles so eingerichtet, wie es sein soll. Und so bleibt es auch.”

“Schon gut, schon gut,” sagte Shane und schlenderte weiter. “Ich will nur, dass wir das Projekt gleich richtig aufsetzen. Meine Erfahrung sagt mir einfach, dass es wichtig ist, dass die Jugendlichen gleich wissen, wer das Sagen hat. Was sie zu tun haben.”

Ronan verdrehte die Augen und wandte sich ab. Der Typ war wirklich nicht zu ertragen.

“Und genau das werden sie,” sagte Orla. “Wir haben wirklich alles gut vorbereitet. Und vermutlich ist es am besten, wenn wir sie erst mal kennenlernen. Dann werden sich ja auch immer noch Dinge ergeben. Das habe ich zumindest die letzten Male gemerkt.”

“Ja, aber ich hab einfach schon ein paar Projekte mehr gemacht. Es ist auch gut, wenn man den Rahmen gleich eng steckt. Nicht dass sie noch auf dumme Gedanken kommen.”

Orla seufzte leise und trat zu Ronan. “Sorry,” flüsterte sie.

Er brummte nur etwas. Am liebsten wollte ihr sagen, dass sie sich nicht für diesen Idioten entschuldigen musste. Doch der würde es ganz sicher hören. Deswegen schwieg Ronan.

„Wenn ihr hier fertig seid,” sagte Shane und griff nach einem Stecheisen, “dann können wir ja zum Cottage gehen und uns da einrichten. Oder hast du dir schon ein Zimmer ausgesucht?”

Orla lächelte. “Das schönste natürlich. Du musst mit dem anderen vorlieb nehmen. Die Zimmer der Betreuer sind unten und die der Jugendlichen oben, damit wir kontrollieren können, wenn sie das Haus verlassen.”

“Gut. Aber das mit dem Zimmer schauen wir uns noch mal an,” sagte Shane mit einem Lächeln.

Ronans wandte sich ab. Der Typ ging ihm auf die Nerven und er wollte gar nicht daran denken, dass der jetzt mit Orla im Cottage wohnte.

Shane wollte anscheinend gerade etwas sagen, als Orla den Kopf schüttelte. “Lass das lieber. Das ist gefährlich. Wenn du abrutscht, kannst du dich verletzen. Und schließlich willst du den Jugendlichen ein gutes Vorbild sein, oder?”

Shane zog eine Grimasse. “Sie sind noch nicht da. Und ich weiß, was ich tue. Ich hab jahrelang in einer Werkstatt gearbeitet.”

Doch er hängte das Stecheisen wieder weg.

Ronan ertrug es nicht mehr. “Ich muss los,” erklärte er.

“Hast du noch was in deiner Werkstatt zu tun?” fragte Orla.

“Es gibt noch eine Werkstatt?” fragte Shane. “Die wir auch benutzen können?”

Ronan atmete tief durch. “Nein,” sagte er.

Auch Orla schüttelte den Kopf. “Das ist seine Werkstatt. Da hat er sein Business. Da werden wir mit den Jugendlichen nicht hingehen.”

“Können wir sie aber mal anschauen?”

“Nein,” sagte Ronan mit fester Stimme.

Der Mann würde seine Werkstatt definitiv nicht betreten. Er warf dem Shane einen scharfen Blick zu. Den der aber nicht zu verstehen schien. Oder nicht verstehen wollte.

Orla wandte sich Ronan zu. “Schade, dass du schon weg musst,“ sagte sie. “Aber vollkommen okay, wenn du noch was zu tun hast. Vielleicht können wir das ein andermal machen.”

Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass sie vom Strand und Bran sprach. 

Er merkte, dass Shane sehr genau hinhörte und er bekam vermutlich sehr wohl mit, dass Orla über einen gemeinsamen Ausflug sprach. Sollte er doch. Vermutlich war er eifersüchtig.

Ganz kurz dachte er daran, ob die beiden möglicherweise mal was miteinander gehabt hatten oder so etwas Ähnliches. Aber dann hätten sie sich anders begrüßt, oder? Sie schienen viel Zeit miteinander zu verbringen und kannten sich ganz gut. Vielleicht waren sie Freunde. Er schob den Gedanken beiseite. Es ging ihn nichts an. Orla konnte machen, was sie wollte.

“Vielleicht,” sagte er. “Sag Bescheid, wenn du mich für die Sicherheitseinweisung brauchst.”

Orla lächelte. “Das mache ich. Vielen Dank für all deine Hilfe. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen.”

Sie schaute ihn so lange an, dass er sich nicht sicher war, ob sie ihm damit noch etwas anderes sagen wollte. Doch dann trat Shane zu ihr und klopfte ihr fast etwas zu forsch auf die Schulter.

“Können wir jetzt das Cottage inspizieren? Ich nehme an, du hast alles vorbereitet.”

Ronan zwang sich, ihr noch einmal kurz zuzunicken. “Wir sehen uns,” sagte er.

Und dann ging er nach draußen in den Regen. Es störte ihn nicht, dass er nass wurde. Die Enttäuschung, die er fühlte, war kälter und unangenehmer als der Regen.

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1 Gedanke zu „Meet me in Ireland – Kapitel 8“

  1. Ursula Schrader

    Liebe Julia,
    wieder ist es sehr spannend.
    Der Unfall musste ja passieren, da Shane sich ja nichts von Orla sagen ließ, als sie auf die Sicherheitsfakten hinwies.
    Ich bin gespannt auf die nächsten Kapitel.
    Liebe Grüße und bis nächste Woche
    Ursula

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