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Janet – Kapitel 3
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Janet – Kapitel 2
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Janet – Kapitel 1
Kapitel 1
Janet runzelte die Stirn und betrachtete ihr Spiegelbild. Es war so ein ungewohntes Gefühl, wieder diesen Wollrock zu tragen, nachdem ihre Beine jahrelang nur in Jeans und Shorts gesteckt hatten. Oder Yogahosen, wenn sie mal wieder tagelang vor dem Computer saß, in das Design eines Spiels vertieft.
Die langen Kleider hingegen waren für eine andere Zeit reserviert. Es war schon immer so gewesen. Die Klamotten, die sie in der Gegenwart trug, waren Hosen und sie hatte sich als junges Mädchen geweigert, Röcke zur Schule zu tragen. Im 18. Jahrhundert hingegen hatte sie natürlich nur Kleider und Röcke angezogen. Etwas anderes wäre undenkbar gewesen.
Ihre Kleider damals waren meistens aus Wolle gewesen, auch wenn das im Sommer von North Carolina natürlich viel zu heiß war. Aber all die Menschen in ihrem Dorf waren aus den schottischen Highlands in die USA emigriert, die natürlich damals noch nicht so geheißen hatten, und für diese Menschen gab es nichts anderes, als die Wollstoffe ihrer Heimat. Allein schon der Tradition wegen.
Und da Janet und ihre Familie sowieso schon genug auffielen, mit ihrer merkwürdigen Art zu sprechen, ihren Ansichten und ihren genähten Narben, hatte ihre Mutter darauf bestanden, dass sie sich von der Kleidung her anpassten.
„Ich hätte niemals gedacht, dass ich dich mal in so einem Ding sehen würde. Gibt es noch mehr Dinge, die ich nicht über dich weiß?“
Janet blickte auf den Bildschirm ihres Computers, wo gerade eine Videokonferenz mit ihrer Freundin Mia lief. Diese löffelte irgendein Instant-Nudelzeug direkt aus einem Topf und schüttelte den Kopf.
Janet lächelte und strich sich über das Mieder, das sie mit Mühe allein angezogen hatte. „Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt.“ Zum Glück, dachte sie. Sonst würdest du mich vielleicht für verrückt erklären.
Mia zog eine Grimasse. „Bist du dir sicher, dass du zu diesem Mittelalterding gehen willst? Ein Wochenende mit uns in Deep Rock Galactic wäre doch viel spannender.“
Janet schüttelte den Kopf und fragte sich, welchen ihrer Umhänge sie mitnehmen sollte. „Nein, ich muss ein bisschen recherchieren. Leider. Ich würde mich viel lieber mit euch treffen.“ Mia hatte diese Online-Party vor ein paar Tagen vorgeschlagen und die gesamte Gruppe, mit denen Janet zusammen die Online-Computerspiele machte, hatte begeistert zugestimmt.
Mia leckte den Löffel ab. „Wofür recherchierst du eigentlich? Ich dachte, du arbeitest gerade an diesem Science-Fiction-Spiel. Was hat das mit dem Mittelalter zu tun?“
Janet begann, ihre langen dunklen Haare zu flechten. Vor ein paar Monaten hatte sie überlegt, sich diese abschneiden zu lassen, weil ein Kurzhaarschnitt einfach so viel praktischer war. Doch jetzt war sie froh darüber, dass sie es nicht getan hatte, denn wie hätte sie das im Jahr 1746 erklären sollen? Vermutlich hätte sie eine Perücke tragen müssen oder so etwas.
„Das ist nicht das Mittelalter, sondern eine Reenactment-Veranstaltung der ersten Siedler. Sie stellen die Besiedlung hier in North Carolina nach und versuchen, so authentisch wie möglich zu leben.“ Das war schon immer ihre Ausrede gewesen. Ein Glück, dass diese Reenactment-Sachen in den vergangenen Jahren so an Popularität gewonnen hatten.
„Und was hat das mit deinem jetzigen Projekt zu tun?“
Mia war genau wie sie Game-Designerin, arbeitete aber in einem ganz anderen Bereich und da sie an der Westküste lebte, sahen sie sich nur über Video. Im echten Leben hatten sie sich erst einmal getroffen, als sie sich vor ein paar Jahren auf einer Konferenz kennengelernt hatten.
Weil sie sich nie im echten Leben trafen, konnte Janet ihr auch durchaus die ein oder andere kleine Lüge auftischen, auch wenn sie es nicht gern tat. Doch sie konnte Mia auch nicht die Wahrheit sagen. Das war etwas, was ihr niemals jemand glauben würde.
Zeitreisen waren in einem Computerspiel eine Sache, in der Wirklichkeit eine ganz andere. Selbst wenn jemand es gewohnt war, sich in virtuellen Welten zu bewegen und diese sogar zu erfinden, wie Mia.
„Ich überlege eine Sequenz einzubauen, die eine erste Besiedlung auf einem Planeten darstellt, der dem ursprünglichen Amerika ähnelt. Das alles läuft dann unter primitiven Bedingungen ab.“
„Und dafür musst du dir extra ein Kleid anziehen und ein ganzes Wochenende bei diesen Leuten verbringen?“
Janet schnürte ein Band um das Ende ihres Zopfes und nickte. „Sie haben mir extra erklärt, dass ich nicht nur für ein paar Stunden kommen kann. Sondern ich muss da richtig mit leben, um das ganze Erlebnis zu haben.“
„Dann bist du also das ganze Wochenende nicht online?“
„So ist es.“ Janet atmete tief durch, als sie daran dachte. Wann hatte sie das zum letzten Mal gemacht? Vermutlich als sie das letzte Mal in die Vergangenheit gereist war. Und das war über fünf Jahre her.
Mia erschauderte. „Das würde ich nicht aushalten. Man darf bestimmt noch nicht einmal Handys mitnehmen, oder?“
Janet zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Doch dort, wo sie hinging, würde ihr ein Handy nicht einmal etwas nützen. Aber wenn sie ehrlich war, dann freute sie sich sogar ein wenig darauf. Auch wenn sie schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen war, so war die Aussicht, ihr altes Leben wieder aufzunehmen, wunderbar. Auch wenn es nur für ein Wochenende war.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. „Sag mal, wie spät ist es gerade bei euch?“
Mia schaute auf die Uhr und sagte mit vollem Mund: „Viertel vor fünf. Zeit ins Bett zu gehen.“
Janet schüttelte den Kopf. Mia war eine von den Designerinnen, die am besten nachts arbeiteten.
„Dann mach das mal. Ich muss sowieso noch Evan anrufen, bevor ich in mein Wochenende verschwinde.“
Mia stöhnte leise und verdrehte die Augen. „Können wir deinen heißen Bruder nicht mal zusammen besuchen fahren? Ernsthaft, Jay, ich würde ihn gern mal kennenlernen. Ich glaube, er wäre was für mich. Und in zwei Stunden kann ich in LA sein. Dort arbeitet er doch, oder?“
Janet lachte. „Glaub mir, Evan ist nichts für dich. Er arbeitet nur und interessiert sich für nichts anderes.“ Genau das war auch gerade das Problem. Sie hatte ihn vor zwei Wochen schon angerufen, um ihm zu erzählen, dass Mom verschwunden war und er hatte es sich zwar angehört, aber sie hatte gemerkt, dass er eigentlich gar nicht richtig bei der Sache war. Zumindest hatte er sich keine Sorgen gemacht.
Sie zu dem Zeitpunkt aber auch nicht, wenn sie ehrlich war. Doch so langsam begann es an ihr zu nagen, dass ihre Mutter anscheinend einfach so in die Vergangenheit gegangen war und sie sich weder verabschiedet hatte, noch wieder auftauchte. Deswegen musste sie ja auch nachschauen gehen, ob alles in Ordnung war.
Es war ungewohnt, dies ohne ihren Zwillingsbruder zu tun. Das hatte sie bisher nur ein oder zweimal in ihrem Leben gemacht. Und jedes Mal hatte sie sich unwohl so allein gefühlt. Denn Evan hatte sie schon immer beschützt und er hatte einen ausgezeichneten Instinkt für Gefahr. Es war zwar manchmal hinderlich, einen großen Bruder zu haben, vor allem, wenn sie Jungs hatte kennenlernen wollen. Aber im Grunde hatte er sie auch vor einigen Situationen bewahrt, die vielleicht nicht gut ausgegangen wären.
Mal davon abgesehen war er groß und stark und allein das schüchterte die meisten anderen Menschen schon ein. Objektiv betrachtet war er vielleicht auch heiß, wie Mia sagte, aber darüber wollte Janet gar nicht nachdenken. Immerhin war er ihr Bruder.
Mia zog eine Schnute. „Ach komm schon, Jay. Es gib so viele merkwürdige Typen da draußen. Wenn dein Bruder auch nur ansatzweise so cool ist wie du – und ich gehe davon aus, immerhin seid ihr Zwillinge – dann dürfte er genau mein Typ sein. Ach, was sage ich, er könnte dumm wie Bohnenstroh sein und ich würde ihn nehmen. So wie er aussieht.“
„Irgendwann vielleicht einmal. Ich muss jetzt wirklich los. Geh du mal schlafen. Wir hören uns nächste Woche.“
Mia hob die Schultern. „Nächste Woche muss ich mich ein wenig ins Zeug legen für unser Projekt. Wir haben unsere Deadline gerissen und es wird eng. Aber wir hören uns bald. Mach keinen Unsinn, okay? Aber wenn einer von diesen Reenactment-Typen heiß ist, dann gönn dir ruhig einmal was. Du hast es dir verdient.“
Janet verdrehte die Augen, musste aber lächeln. Ja, sie hätte sich wirklich mal wieder einen tollen Typen verdient. Aber Mia hatte recht, es war ziemlich schwierig, die zu finden. Auch sie würde durchaus jemanden nehmen, der nicht allzu clever war, wenn er nur gut im Bett war. Das reichte ja schon erst einmal. Für eine Beziehung oder so etwas hatte sie sowieso keine Zeit. „Wir hören uns.“
Janet legte auf und nahm ihr Handy in die Hand. Viertel vor fünf. Vermutlich war Evan noch im Krankenhaus. Oder er hatte gerade Feierabend. Oder wann übergab er normalerweise seine Schicht? Sie konnte es sich nie merken und die drei Stunden Zeitunterschied von Ostküste zu Westküste machten es nicht leichter, mit ihm in Verbindung zu treten. Warum musste er auch so weit weg ziehen?
Sie würde es einfach probieren. Doch wie meistens ging er nicht ans Telefon. Als seine Mailbox ansprang, lauschte sie kurz seiner tiefen Stimme und entschied sich dann, nicht darauf zu sprechen. Sie würde ja nur einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit machen, um nach Mom zu schauen. Vermutlich ging es ihr gut und sie hatte nur die Zeit vergessen. Das brauchte Evan ja gar nicht alles zu wissen, sonst würde er noch auf den Gedanken kommen, nach Raleigh zu kommen. Manchmal nahm er das mit dem Beschützen ein wenig zu ernst.
Aber vielleicht wäre es auch gar nicht so schlecht, wenn er mal wieder hierher kommen würde. Sie vermisste ihn. Er war ein toller Bruder und durch das Geheimnis, das sie teilten, hatten sie schon immer eine ganz besondere Beziehung gehabt. Sie hatten immer zusammengehalten und taten es auch heute noch.
Welche Geschwister würden das nicht tun, wenn sie gemeinsam in zwei verschiedenen Jahrhunderten aufgewachsen wären?
Noch einmal prüfte sie, ob sie alles hatte. Kleid, Leinenbluse, Mieder, Lederschuhe, die sie aber erst später anziehen würde, für die Fahrt zum Tor würde sie die Turnschuhe nehmen. Ihr kleines Messer, das Evan ihr geschenkt hatte. Ein paar Münzen, ein wenig Traubenzucker und ein paar Nüsse, weil es manchmal so schwierig war, dort schnell an Essen zu kommen und sie ziemlich unleidlich werden konnte, wenn sie unterzuckert war. Sie fuhr ihren Computer herunter und nahm ihren dunkelblauen wollenen Umhang. Schade, dass es keine Wetter-App für ihr Reiseziel gab.
Als sie sich ins Auto setzte und die beste Route prüfte, stellte sie erstaunt fest, dass sich angeblich in der Nähe der Felsformation eine Baustelle befand. Das musste sie sich anschauen. Sie war viel zu lange nicht mehr dort gewesen.
Sie startete das Auto und fuhr vom Parkplatz der Wohnanlage. Ein wohliger Schauer der Vorfreude durchrieselte sie. Auch wenn sie schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen war, war es wie ein Nach-Hause-Kommen. Dort war ihre zweite Heimat und ein Teil von ihrem Herz. Warum hatte sie nur so viel Zeit vergehen lassen?
Vielleicht sollte sie als nächstes Projekt doch mal ein Spiel machen, das in dieser Zeit spielte. Ein Siedler-Strategie-Spiel. Oder besser noch ein Abenteuerspiel. Ja, das war es. Dann müsste sie viel häufiger zum Recherchieren vor Ort sein. Vielleicht konnte sie dann auch Evan einmal mitnehmen, es könnte fast so etwas wie ein gemeinsamer Urlaub für sie werden.
Sie nahm sich fest vor, ihm das vorzuschlagen. Manchmal musste man das Angenehme eben mit dem Nützlichen verbinden.
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Wenn Du gern die Geschichte von Evan, Janets Bruder, lesen möchtest, dann lies doch gern Jenna – Der Club der Zeitreisenden 1
Geschützt: Janet – Bonusroman Der Club der Zeitreisenden
Recherchehighlights!
Für Träume in Carolina Creek, die Geschichte von Robin und Cody, habe ich ein paar spannende Sachen recherchiert. Hier kommt ganz ohne viele Kommentare eine Liste mit Links von Dingen, die ich recherchiert habe.
Kannst Du daraus eine Geschichte stricken? 🙂
Träume in Carolina Creek erscheint am 21. Juli 2022 und kann vorbestellt werden.
https://herz-fuer-tiere.de/landtiere/pferde/die-geburt-bei-pferden
https://www.therooftopguide.com/rooftop-news/best-rooftop-restaurants-in-new-york.html
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